Komplexe Systeme und der Produktentstehungsprozess

Er wird oft mit der kurzen Abkürzung PEP bezeichnet und beschreibt den Verlauf (Arbeitsabläufe) von der Idee für ein neues Produkt bis hin zu dessen Herstellung und dem anschließenden Vertrieb. Dieser Prozess ist von einer außerordentlichen Komplexität geprägt.

Komplexe Systeme und der Produktentstehungsprozess

Derartig komplexe Systeme bestehen aus einer Vielfalt von miteinander verbundenen und interagierenden Bestandteilen. Auf Grund der hohen Komplexität moderner Projekte zur Produktentstehung werden in der Regel Meilensteine angesetzt. Mit ihnen hat man die Möglichkeit Teilprozesse aus dem Gesamtprozess zu ziehen und einzeln zu betrachten und zu bearbeiten. Beim PEP interagieren drei Teilprozesse: Produktentwicklung (im weiteren Sinne), Produktionsplanung und Produktion. Instandhaltung und Service werden hierbei als Erweiterung mit aufgenommen.

Ordnung und Überblick verschaffen

Betrachten wir nun einmal die einzelnen Teilprozesse des Produktentstehungsprozesses, werden auch hier einzelne Bestandteile bzw. Schritte ersichtlich.

Produktplanung, der Produktentwicklung im engeren Sinne und Aktivitäten der Konstruktion bilden die Produktentwicklung. In der Planung wird alles von Anfangsstrukturen bis hin zur Serienfertigung zusammengefasst. Man kennt sie daher auch als „Strategische Produktplanung“. Man nutzt sie, um eine erfolgversprechende Produktkonzeption zu erstellen. Dies bedeutet die Prüfung auf Machbarkeit auf technischer Ebene, die Herstellung vom wirtschaftlichen Aspekt her und Konformität zur Unternehmensstrategie. Hierbei sind die Produkteigenschaften von großer Bedeutung. Diese, in der Entwicklung zunächst nur modellhaft, als funktionsfähiger Prototyp inkl. Fertigungskonzept, festgelegt, werden in der Produktion schließlich in materielle umgesetzt. Die Produktion beinhaltet die Phasen Pilotserie, Produktionshochlauf und Serie.

Der Ablauf der eben genannten Teilprozesse erfolgt simultan. Hierbei spricht man vom so genannten Simultaneous Engineering, mit dem durch eine Parallelisierung eine effiziente Gestaltung des Produktentstehungsprozesses erreicht werden kann. So sind vor allem zeitliche Einsparungen möglich, beispielsweise arbeiten Mitarbeiter aus der Entwicklung mit Mitarbeitern der Produktionsplanung zusammen. Die Gestaltung solcher funktionsübergreifenden Prozesse erfordert im Wesentlichen einen erhöhten Informationsaustausch sowie besondere Fähigkeiten des Projektmanagements.

Strukturierung ist das Zauberwort

Der PEP erfordert ein durchstrukturiertes und gezieltes Projektmanagement, um die definierte Aufgabe geordnet anzugehen und hierbei Kosten, Termine, technische Anforderungen, Vorgaben und Qualität einzuhalten. Projekthilfsmittel wie Produktantrag und Projektsteckbrief, Lasten- und Pflichtenheft, Qualitätsbewertung, Review, Kick-off sowie eine straffe Projektorganisation unterstützen die Arbeiten in den verschiedenen Phasen der Produktentstehung.

Um hier die Übersicht zu behalten, ist es wichtig verständlich zu beschreiben, zu strukturieren, für Transparenz zu sorgen, Modelle zu nutzen, Hierarchien zu bilden, Systeme in einzelne Teilbereiche zu zerlegen sowie Filter für Daten einzusetzen.

Im gesamten PEP spielt nicht zu Letzt auch die Qualität eine erhebliche Rolle. Auf Grund der Kenntnis, dass die Qualität in der Produktentstehung in direkter Verbindung mit der Qualität in der Produktfertigung steht und diese stark beeinflusst, wird der Produktentstehungsprozess zunehmend als generischer Prozess in den Produktlebenszyklus integriert. Zu diesem Zweck werden die Werkzeuge und Methoden des PEP zunehmend digitalisiert. Somit werden z.B. auch die physischen weitgehend durch digitale Prototypen ersetzt.

Zusammenhänge optimal verdeutlichen

Projekt- und Maßnahmenmanagement werden geregelt und Maßnahmen mit relativen Terminen abhängig zu den Meilensteinen geplant, sodass Terminänderungen automatisch das Projekt aktualisieren. Grafische Übersichten zeigen den Fortschritt an und filtern Maßnahmen ihrer Zuständigkeit und Berechtigung nach. Das Produkt und die Aspekte der unterschiedlichen Ingenieursdisziplinen haben ihre individuelle und visuelle Beschreibung des Systems und des Verhaltens. So werden z.B. die Aspekte Software, Elektrik, Elektronik usw. analysiert und modelliert.

Die Modelle bilden die Grundlage für alle weiteren Analysen im Entwicklungsprozess und liefern automatisch die Systemstruktur des Produktes. Es werden Kennzahlen und Indikatoren geliefert, die den Zustand des Entwicklungsprozesses darstellen und zeigen welche Trends zu erwarten sind. Daten und Zeitintervalle können individuell vom Anwender abgefragt werden und Bearbeitungsaktivitäten, Risiken, Datenaufwuchs und Stadien der Maßnahmenbearbeitung analysiert und visualisiert werden.

Der gesamte Prozess wird digital unterstützt und überwacht. So wird es allen Beteiligten vereinfacht, die dominierende Komplexität innerhalb des Produktenstehungsprozesses zu beherrschen und die Produktentstehung und somit auch das Produkt selbst zu optimieren.